Schon seit jeher haben die Menschen versucht, sich des Feuers zu bedienen, das ihnen Wärme, Licht und Energie spendet. Dazu muss es gezähmt und unter Kontrolle gehalten werden. Gelingt dies nicht, so sind Zerstörung und oft auch Tod die Folge. Die Menschen haben deshalb schon früh erkannt, dass es notwendig ist, auf solche Fälle vorbereitet zu sein. So gab es bereits 1700 vor Chr. im alten Ägypten aus Sklaven gebildete Feuerwehren. Auch bei den Römern wurden die ersten Feuerwehren, die um das Jahr 20 v. Chr. unter Kaiser Augustus errichtet wurden, aus Sklaven gebildet.
Bis zur 1. Jahrtausendwende gab es kein organisiertes Feuerlöschwesen in unserer Gegend. Im Jahr 1339 erließ die Stadt Meran die älteste bekannte Feuerordnung in Mitteleuropa. Diese Feuerordnung sah unter anderem vor, dass an leicht zugänglichen Orten Leitern, Feuerhaken und Schaffer für jedermann griffbereit sein müssen. Sollten solche Geräte beschädigt sein oder verloren gehen, hatte die Gemeinde für die Unkosten aufzukommen.
Mitte des 19. Jahrhunderts errichten schließlich Turnvereine die ersten Feuerwehrabteilungen. Die organisierte Brandbekämpfung setzte ein und die ersten Freiwilligen Feuerwehren (z. B. 1864 Bruneck oder 1868 Meran) wurden gegründet.
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Marling
Schon 1870 musste auch in Marling die Idee der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr aufgetaucht sein, denn Josef Moosmair, Platzmair in Marling, verfügte am 27. April 1870 testamentarisch, dass er nach seinem Ableben der Feuerwehr 300 Gulden vermache.
Am 17. Juni 1877 wurde die Feuerwehr Marling beim Oberwirt gegründet und es fand die Wahl der Obmannschaft und die Einteilung der Mannschaft in Sektionen satt. Als Obmann wurde Anton Menz – Popp, als Stellvertreter Johann Waldner – Oberwirt, als Rottenführer für die Spritzenmannschaft Franz Innerhofer – Schulleiter, der wahrscheinlich auch die Funktion des Schriftführers übernommen hat, gewählt. Erster Kassier dürfte Michael Kofler – Füchsl, gewesen sein.
Damals bestand die Feuerwehr aus Schlauchmännern, Steigern, Spritzenmannschaft, Hornisten, Ordnungs- und Hakenmänner sowie Wasserversorgungsleuten. Die Mitglieder wurden aufgrund ihrer physischen Voraussetzungen den verschiedenen Gruppen zugeteilt.
Bereits am 25. Mai 1877 hat die Firma Kernreuther von Wien eine Spritze und verschiedene Ausrüstungsgegenstände (vermutlich Aufzug- und Hakenleiter, Schläuche und Wassereimer) für die Feuerwehr an die Gemeinde Marling abgesandt. Diese Geräte erreichten am 2. Juni 1877 Marling. Die ersten Anschaffungskosten betrugen rund 1.000 Gulden. Im Jahr darauf folgte ein sogenannter Requisiten-Karren.
Dass Bürger von Marling aber bereits zuvor als „Feuerwehr“ im Einsatz standen, belegt ein in der „Österreichischen Verbands-Feuerwehr-Zeitung“ vom 5. März 1877 abgedruckter Bericht, in dem von einem Brandeinsatz am 1. Februar 1877 beim „Riebler“ zu lesen ist, bei dem auch eine „Marlinger Spritze“ zum Einsatz kam.
Mit den einfachen zur Verfügung stehendenden Mitteln wurde ein bestmöglicher Dienst für die Bevölkerung gewährleistet. Durch die Abhaltung von Kränzchen, Bällen, Christbaumfeiern, gemütlichen Abenden, Garten- und Maifesten (Florianifest) versuchten die Wehrmänner die Vereinskasse etwas aufzubessern, um nach und nach weitere Ausrüstung und Uniformen ankaufen zu können. Die Feuerwehr Marling musste sich aus finanziellen Gründen jedoch bis zum Jahr 1903 gedulden, bis sie sich eine eigene Fahne anfertigen konnte. In das 25-jährige Gründungsfest am 26. April 1903 wurde auch die Fahnenweihe durch Pfarrer P. Anselm Pattis eingebunden. Fahnenpatin war Frl. Emerentia Zipperle, Tochter des Feuerwehrkommandanten Johann Zipperle – Ruibacher und Besitzerin des Gasthauses „Unterwirt“.
Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit – Gründung Zug Mitterterz und Nörder
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bestand die Feuerwehr Marling aus 65 Mann, darunter 10 Ehrenmitgliedern. Zum 35-jährigen Bestehen der Feuerwehr wurde im Protokollbuch vermerkt, dass diese bei 75 auswärtigen und 31 Bränden in der eigenen Gemeinde ausgerückt ist. Während des Krieges wurden zahlreiche Männer an die Front geschickt und die Anzahl der Mitglieder schrumpfte auf einige wenige Mann.
Bei der ersten Generalversammlung nach dem Krieg bestand die Feuerwehr nur mehr aus 40 Mann. Mit der Annexion Südtirols durch Italien und dem Erlass eines Dekrets durch das faschistische Regime am 9. Juni 1925 wurden die Freiwilligen Feuerwehren unseres Landes aufgelöst und deren Aufgaben an die Gemeinden und Provinzen übertragen. Dank eines Durchführungsgesetzes konnten die Wehren ihren Dienst aber provisorisch fortsetzen. Das Eigentum der Feuerwehren wurde an die Gemeinde übertragen und die Ortsfeuerwehren durften von nun an nur mehr aus maximal 15 Leuten bestehen. Der Willen zum Überleben der Feuerwehr war aber noch nicht gebrochen. Bei einer Übung beim Bucher und Pardeller beteiligten sich 101 Mann von den Löschzügen Dorf sowie den neu gegründeten Löschzügen Mitterterz (1924 gegr.) und Nörder (1925 gegr.), die aus jeweils rund 30 Mann bestanden.
Der Zweite Weltkrieg
Die folgenden Jahre stellten die Freiwillige Feuerwehr Marling vor eine große Bewährungsprobe. Vor allem das Jahr 1939 mit der Option und dem Beginn des Krieges traf die Feuerwehr hart. Zahlreiche Männer optierten für die Auswanderung oder wurden in den Krieg gerufen. Zwar löste sich die Feuerwehr Marling nicht auf, allerdings konnte sie nicht weiter ihren Aufgaben nachkommen. Dies geht zumindest aus einigen wenigen Quellen hervor, die sich über diese Zeit finden lassen. Erst mit dem Eintreffen der deutschen Truppen 1943 wurden die Feuerwehren wieder mit ihren alten Rechten eingesetzt und nahmen ihren Dienst neu auf.
Gründung Zug Berg und 60er-Jahre
Am 16. März 1947 fand die Gründungsversammlung des Löschzugs Berg in Anwesenheit von 18 Mann beim Eckarter statt. Nach dem Krieg ging das Feuerwehrwesen mit dem Autonomiestatut 1948 an die Region Trentino-Südtirol zurück, aber erst durch Erlass des Regionalgesetzes vom 20. August 1954, Nr. 24 wurden die Voraussetzungen für einen Neuaufbau des Südtiroler Feuerwehrwesens geschaffen. Auch in Marling wurde versucht schnell eine neue, starke Feuerwehr zu errichten. Innerhalb kurzer Zeit bestand die Feuerwehr Marling wieder aus über 100 Mann.
1959 wurde die Gerätehalle im Gemeindehaus hergerichtet; zuvor war die Feuerwehr Marling (laut mündlicher Aussage von Herrn Alois Leiter – Schönleiter im März 2019) im „alten Spital“ untergebracht. In den 60er-Jahren wurde das Gruppensystem eingeführt und zur Brandbekämpfung kam als Aufgabe die technische Hilfeleistung dazu. Das Gruppensystem machte später aus den Löschzügen Mitterterz und Berg jeweils Gruppen, welche aber weiterhin ein eigenes Gerätehaus besaßen. Im Jahre 1961 wurde der Löschzug Nörder aufgelöst.
70er-Jahre bis heute
1984 wurde das neue Gerätehaus im Untergeschoss des Vereinshauses bezogen, in dem die Feuerwehr bis zum Jahr 2018 untergebracht war. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Marlinger Feuerwehr war die Anschaffung des ersten Tanklöschfahrzeuges im Jahr 1982.
Am 25. April 1993 wurde die neue Feuerwehrfahne von Pfarrer Iganz Eschgfäller feierlich gesegnet, für die Frau Rosa Ladurner geb. Hillebrand, Ehefrau des damaligen Kommandant-Stellvertreters Josef Ladurner – Greiter die Patenschaft übernommen hat.
Seite Mitte der 1990iger Jahre besteht eine Partnerschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr Gräfelfing in Bayern.
Im Jahr 2002 feierte die Feuerwehr Marling, gemeinsam mit der Musikkapelle (150 Jahre) und dem Tourismusverein (100 Jahre) ihr 125-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass haben die Musikkapelle und die Feuerwehr eine gemeinsame Chronik herausgegeben, die auch als Grundlage für diese Zusammenfassung diente.
Im Jahr 2014 wurde die Jugendgruppe (2 Mädchen und 8 Buben) der Feuerwehr Marling gegründet. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte diese bei der Florianifeier am 18. Mai 2015, bei der auch das neue Tanklöschfahrzeug gesegnet und somit offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Mit Markus Matzoll – Luemer ist am 6. Jänner 2016 das erste Mitglied der Jugendgruppe in den aktiven Dienst übergetreten. Sara Mair, die ebenfalls Mitglied der Jugendgruppe war, wurde mit Vollendung des 17. Lebensjahres am 19. Februar 2018 als erste Frau in den aktiven Dienst der Feuerwehr Marling aufgenommen.
Die Gruppe Mitterterz wurde 2015 aufgelöst und ihre Mitglieder in die drei Dorfgruppen eingegliedert. Schon viele Jahre hatte der Dorfzug mit argen Platzproblemen zu kämpfen. Im Jahr 2014 bot sich im Zuge der Planung einer Sanierung bzw. Neugestaltung des Festplatzes die Gelegenheit, einen Neubau des Gerätehauses ins Auge zu fassen. Am 2. Mai 2016 starteten die Bauarbeiten und am 18. April 2018 konnten die drei Gruppen des Dorfzuges in das neue Gerätehaus umziehen. Im Rahmen der Florianifeier am Sonntag, 27. Mai 2018 wurden das neue Gerätehaus und der Festplatz im Beisein von Landesrat Arnold Schuler und Altlandeshauptmann Dr. Luis Durnwalder von Hochw. Iganz Eschgfäller gesegnet.
Im Frühjahr 2019 wurde der Bereich unterhalb des Stiegenaufganges zum Festplatz verglast. In diesem Raum sind einige historische Ausrüstungsgegenstände – darunter eine Abprotzspritze der Firma Kernreuter aus Wien, die Anfang Juni 1877 an die Feuerwehr Marling ausgeliefert wurde und damals ca. 1.000 Gulden kostete (entspricht einem heutigen Wert von ca. 10.000 Euro) – ausgestellt.